Obwohl
Österreich-Ungarn, auf dem Berliner Kongress von 1878, das Recht
zugestanden wurde Bosnien-Herzegowina zu besetzen blieb das Gebiet
offiziell beim Osmanischen Reich. Als es dort jedoch, im Jahre
1908, zu einer Revolte der Jungtürken gegen den
absolutistisch regierenden Sultan Abdülhamid II. kam, sah
Österreich-Ungarn seine Chance das Gebiet endlich offiziell
und
vollständig der Donaumonarchie anzuschließen. Der Zeitpunkt schien
zumal günstig, weil auch der Verwaltungsvertrag des Gebietes nach 30
Jahren auslief.
Zum
Erreichen der Ziele war es für Österreich-Ungarn nötig sich mit den
Russen zu verständigen, die ebenfalls Interessen auf dem Balkan
verfolgten. Daher trafen sich der russische- und der k.u.k.
Außenminister am 16. September 1908 auf Schloss Buchlau in Böhmen um
über die Zukunft von Bosnien-Herzegowina zu verhandeln. Schließlich kam
ein Abkommen zustande in dem
beschlossen wurde, dass Bosnien-Herzegowina der Doppelmonarchie
zufallen solle, während den Russen im Gegenzug die freie
Durchfahrt durch den Bosporus und die Dardanellen zugesichert wurde.
Am 05. Oktober 1908 wurde die Annexion von Bosnien-Herzegowina
offiziell vollzogen. Das Osmanische Reich war zu diesem Zeitpunkt,
durch die bereits oben erwähnte Revolution, praktisch
handlungsunfähig und konnte daher nicht eingreifen.
Obwohl
Österreich-Ungarn damit bewiesen hatte, dass es auch zu Gebietsgewinnen
fähig war, endete die Annexion in einem Außenpolitischen Desaster, der
sogenannten Bosnienkrise.
Da
Russland aufgrund eines
britischen Einspruchs die freie Durchfahrt durch die Dardanellen doch
nicht bekam, sah man sich von der Donaumonarchie, wie bereits auf dem
Berliner Kongress, erneut hintergangen. Es kam in Folge zu
wütenden Protesten, sowohl in Russland und Serbien als auch im
Osmanischen Reich, das nun um ein weiteres Gebiet beraubt war. Die
Osmanen reagierten schließlich mit einem
Handelsboykott
gegen Waren aus Österreich-Ungarn, was dem Handel des Landes
schwer zu schaffen machte.
Für einige Zeit lag eine akuten
Kriegsgefahr in der Luft, ehe Russland, das erst 1905 einen Krieg gegen
Japan verloren hatte, einsehen musste, dass ein Konflikt zum jetzigen
Zeitpunkt keinen Sinn machte, zumal das Verbündete Frankreich noch
keinen Bündnisfall sah und sich das Deutsche Reich bedingungslos hinter
Österreich-Ungarn stellte, indem der Reichskanzler Bernhard von
Bülow am 29. März 1909 die
Deutsch-Österreichische
Nibelungentreue beschwor.
Auch
innenpolitisch überwogen die Nachteile der Annexion, da schon bald ein
Streit darüber ausbrach ob das neue Gebiet nun von
Österreich (Cisleithanien) oder von Ungarn (Transleithanien) verwaltet
werden sollte - Die erst geschaffene und immer noch fragile
Machtbalance innerhalb der Donaumonarchie hing am seidenen Faden. Hinzu
kam noch, dass Kroatien nun seine Chance sah ebenfalls eine
teilautonome Stellung
zu bekommen und durch den Zuschlag von Bosnien zum dritten Teilstaat
der Monarchie zu werden. Schließlich einigten sich die beiden
Reichshälften jedoch auf eine gemeinsame Verwaltung des neuen Gebietes
um die Doppelmonarchie in seiner derzeitigen Form zu bewahren.
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