Das
Militär in
Österreich-Ungarn gliederte sich in zwei Hauptsektionen. Dies waren zum
einen die Landstreitkräfte, die neben einer gemeinsamen Armee auch aus
einer österreichischen (kaiserlich-königliche Landwehr) und einer
ungarischen (königlich ungarischen Landwehr) Armee bestanden, und zum
anderen die k.u.k. Kriegsmarine.
Landstreitkräfte
Das
gemeinsame Heer der Donaumonarchie diente sowohl zur Verteidigung nach
außen, als auch im Inneren, während die jeweiligen Landwehren das Heer
im Krieg zu unterstützen hatten und ansonsten ebenfalls für die innere
Sicherheit verantwortlich waren.
Obwohl die Armee kurz vor
Kriegsbeginn knapp 700 Millionen Kronen pro Jahr verschlang,
investierte Österreich-Ungarn mit weniger als 3,5 % des Volkseinkommens
weit weniger in sein Militär als andere Großmächte (Deutsches Reich
etwas 5 %).
In
Österreich-Ungarn herrschte eine Wehrpflicht von 12 Jahren (wobei
sieben davon auf die Reserve entfielen) die mit dem 21. Lebensjahr
begann. Um dem Sprachproblemen, die durch den Vielvölkerstaat zustande
kamen, innerhalb der Armee Herr zu werden, wurde Deutsch als gemeinsame
Kommandosprache eingeführt. Jeder Soldat musste die wichtigsten Befehle
erlernen, egal welche Muttersprach er besaß.
Der eigentliche Oberbefehlshaber der Armee war der Kaiser, jedoch
nahm dieser die Aufgabe de facto kaum selbst wahr, sondern delegierte
den Oberbefehl an einen Stellvertreter. Zu Kriegsbeginn war diese
Funktion dem Erzherzog Friedrich von Österreich-Teschen
vorbehalten, ehe Kaiser Karl I./IV.,
nach dem Tode Franz-Josephs,
den Oberbefehl wieder selbst ausführte. Daneben gab es den k.u.k.
Kriegsminister (bis 1911
Reichskriegsminister), der jedoch selbst kaum politischen Einfluss
hatte, sowie einem ranghohen General, der im Einvernehmen der beiden
Ministerpräsidenten, bestellt wurde. Hinzu kamen noch zahlreiche
kleinere Organe wie die Inspektoren einzelner Teilbereiche.
Die
Landstreitkräfte selbst waren in mehrere Branchen unterteilt deren drei
wichtigsten Säulen die Infanterie, die Kavallerie und die Artillerie
darstellten. Daneben gab es noch zahlreiche kleinere Bereiche wie
Sanitäter oder einen Baudienst.
Bei der Bewaffnung der Truppen kam es, nach der Niederlage
im Deutschen Krieg (siehe Vorgeschichte),
gleich zu einer tiefgreifenden Neuerung, als das bei den Preußen
bereits übliche Hinterladergewehr eingeführt wurde. Dabei handelte es
sich Anfangs jedoch lediglich um eine Notlösung, da das bisherige
Vorderladersystem Lorenz lediglich umgestaltet wurde. Erst etwas später
entwickelte der österreichische Waffenproduzent Josef Werndl den
bahnbrechenden Tabernakelverschluss für Hinterlader und konnte so
erreichen, dass seine Handfeuerwaffen über zwanzig Jahre lang den
Standard in der Donaumonarchie darstellten.
1886 gelang der letzte
große Fortschritt, als die einschüssigen Hinterlader durch so geannte
Repetierwaffen ersetzt wurden. Bei diesen konnte durch einen einfachen
Mechanismus Munition aus dem Patronenlager nachgeladen werden. Diese
Waffe sollte schließlich in seiner überarbeiteten Version von 1895 bis
zum Ende der Donaumonarchie den Standard darstellen.
Marine
Die österreichische Marine musste nach dem Ausgleich mit Ungarn
reformiert werden und führte daher ab 1867 den Namen k.u.k.
Kriegsmarine. Angedacht war zeitweise ein gemeinsames Ministerium nur
für die Marine, das gleichmässig zwischen Budapest und Wien verteilt
werden sollte. Schließlich konnte man sich aber doch darauf einigen die
Marinesektion dem normalen k.u.k. Kriegsministerium zu unterstellen und
in Wien zu belassen. Der erste Chef der neuen k.u.k. Marinesektion
wurde Wilhelm von Tegetthoff, der sich bereits bei der Seeschlacht von
Lissa 1866 gegen die Italiener bewährt hatte.
Kaiser Franz-Joseph
soll zeitlebens ein gestörtes Verhältnis zur Marine gehabt haben,
nachdem er im November 1869 in einem Ruderboot zu seiner Privatjacht
gebracht wurde und dort völlig durchfroren und durchnässt ankam. So
lässt sich auch erklären warum er 1871, nach dem frühen Tod Tegetthoff,
dessen Beisetzungszeremonie fernblieb.
Der Marine selbst kam bis zum
ersten Weltkrieg nur eine sehr kleine Rolle zu. Neben zahlreichen
wissenschaftlichen Fahrten waren jedoch auch Einsätze beim chinesischen
Boxeraufstand (1900) und der Bosnienannexion
(1908) nötig.
Noch
vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Flotte, u.a. auf Betreiben
des Thronfolgers Franz-Ferdinand,
stark ausgebaut. 1908 wurden die ersten U-Boote eingeführt, während ab
1911 erstmals Schlachtschiffe nach englischem Vorbild vom Stapel
liefen. Kurz vor dem Weltkrieg konnte dadurch die sechstgrößte
Kriegsflotte der Welt aufgebaut werden, was für Österreich-Ungarn
durchaus beachtlich war.
Durch
den Ausbruch des ersten Weltkrieges kam der Marine eine deutlich
größere Bedeutung zu. Da Italien, dass sich vor Kriegsbeginn im
Dreibund mit Deutschland und der Donaumonarchie befand, jedoch seine
Neutralität erklärte, konnte der gemeinsame Flottenstützpunkt auf
Sizilien nicht genutzt werden. Das Haupteinsatzgebiet beschränkte sich
daher auf die Adria, zumal der Zugang zum restlichen Mittelmeer (Straße
von Otranto) von feindlichen Schiffen blockiert wurde und somit
lediglich von U-Booten unbehelligt passiert werden konnte.
Als
Italien 1915 in den Krieg eintratt, konnte Österreich-Ungarn mit seiner
Flotte einen Überraschungsangriff auf die italienische Küste
durchführen ohne eigene Verlusten zu erleiden. Um die Meerenge am Ende
der Adria wieder passierbar zu machen wagte die Doppelmonarchie im Mai
1917 einen Großangriff auf die feindlichen Marineeinheiten und konnte
dabei mehrere Schiffe versenken. Ein Durchbruch konnte jedoch nicht
erzielt werden und ein weiterer Versuch im Juni 1918 scheiterte bereits
vorzeitig.
Bereits im Februar 1918 war es zu einem dreitägigen
Aufstand von mehreren tausend Matrosen gekommen, die mit ihrer
schlechten Behandlung nicht mehr einverstanden waren und sich den
Frieden herbeisehnten. Herbeigerufene Divisionen der Kriegsmarine
konnten den Aufstand jedoch beenden und 800 Männer in Haft nehmen.
Nach
dem Zerfall der Donaumonarchie
Ende 1918 wurde die Flotte an den neu gegründeten südslawischen
Nationalrat, dem späteren Jugoslawien, übergeben. Viele Schiffe wurden
aber auch unter den Siegermächten England, Frankreich und Italien
aufgeteilt.
Für Österreich und Ungarn war dies das Ende der Hochseeflotte, da beide
Länder keine eigene Küste mehr besassen.
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