Um
zu verstehen wie es zum Österreich-Ungarischen Staatenbund kommen
konnte muss man sich erst einmal die Vorgeschichte anschauen.
Die meisten Gebiete der späteren Doppelmonarchie wurden bereits seit
Jahrhunderten von den Habsburgern beherrscht, deren Kaiser Franz II.
1804 das Kaisertum Österreich gründete. Zu dieser Zeit gehöhrten jedoch
die westlichen Teile des Kaisertums zusätzlich noch zum Heiligen
Römischen Reich deutscher Nation,
dessen Kaiserwürde ebenfalls Franz II. innehatte. Erst als 1806
Napoleon mehrere Deutsche Staaten zum Rheinbund zusammenfasste und den
Druck auf den Habsburger Kaiser erhöhte, legte dieser die
römisch-deutsche Kaiserwürde
am 6. August ab und beendete damit die lange Geschichte des Heiligen
Römischen Reiches.
Die
nun
folgenden Jahre waren von den Napoleonischen Kriegen geprägt, an denen
die beiden deutschen Großmächte Österreich und Preußen einen
entscheidenden Anteil hatten und zwischenzeitlich große Teile ihrer
Gebiete einbüßten. Auch wenn am Ende der Triumph über Napoleon stand,
so
hatten die Kriege den Österreichischen Staat doch sehr stark belastet
und
führten 1812 sogar zum zwischenzeitlichen Staatsbankrott.
Erst
infolge des Sieges konnte das Kaisertum Österreich schließlich in
seinen alten Grenzen wiederhergestellt werden, auch wenn eine
Wiederbelebung des Heiligen Römischen Reiches nicht mehr zustande kam.
Stattdessen ersetzte ab 1815 der Deutsche Bund die alte
Ordnung, unter
dessen Dach neben den zahlreichen deutschen Kleinstaaten auch große
Teile von Österreich und Preußen vereint waren. Sinn und Zweck des
Deutschen Bundes war die innere und äußere Sicherheit der
Mitgliedstaaten, eine eigene Staatsgewalt besaß er jedoch nicht.
Anfang 1848 kam es im Kaisertum Österreich, dem Deutschen Bund,
Frankreich und den italienischen Staaten zu Unruhen und
Ausschreitungen. Diese, in Deutschland März- oder Deutsche Revolution
genannte, Reformbewegung richtete sich gegen die nach den
Napoleonischen Kriegen weitgehend wiederhergestellte alte Ordnung.
Zentrale Anliegen der Revolutionäre waren Demokratisierung, neue
Sozialordnung und die Schaffung von Nationalstaaten. Nach Anfänglichen
Revolutionserfolgen, wie der Schaffung der Frankfurter
Nationalversammlung in der Paulskirche, kam es 1849 zur gewaltsamen
Niederschlagung der liberalen, sozialen und nationalen Bewegungen durch
größtenteils preußische und österreichische Truppen. In der nun
folgenden Reaktionsära (bis 1859) stand die Bekämpfung der
nationalen und demokratischen Kräfte im Vordergrund. Viele
oppositionelle Blätter wurden verboten und das Parteiensystem wieder
zerschlagen.
1859
kam es zum zweiten Italienischen Unabhängigkeitskrieg, auch
Sardinischer Krieg genannt. Da davon auch österreichische Gebiete
betroffen waren (Lombardo-Venetien), versuchte das Kaisertum
Unterstützung vom Deutschen Bund zu erlangen, was Preußen aber
verhinderte. Schließlich handelte Österreich am 11. Juli 1859 einen
Waffenstillstand aus, der zum Verlust der Lombardei und schließlich zur
Einigung Italiens führte.
Etwa zur gleichen Zeit begann in Preußen
die sogenannte "Neue Ära" unter Wilhelm I., die mit der Öffnung von
politischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten verbunden war. So kam
es schließlich durch den Zusammenschluss von demokratischen und
liberalen Kräften zur Gründung des Deutschen Nationalvereins, der für
einen kleindeutschen Nationalstaat unter preußischer Führung und unter
dem Ausschluss Österreichs plädierte.
Schließlich
erkannte man, dass der Deutsche Bund dringend Reformiert werden musste
um noch länger tragfähig zu bleiben. Allerdings scheiterte dieses
Vorhaben an der Rivalität der beiden Großmächte Preußen und Österreich.
Die zahlreichen Kleinstaaten, die um ihre Eigenständigkeit fürchteten,
wollten weder in einem von Preußen geführten kleindeutschen Staat
aufgehen noch der österreichischen Übermacht ausgeliefert werden. So
blieb erst einmal alles beim Alten.
Ab
1864 begann der eigentliche Verfall des Deutschen Bundes. Österreich
und Preußen marschierten, trotz ihrer Rivalität untereinander und gegen
den Willen des Bundestages, gemeinsam im von Dänemark verwalteten
Schleswig ein. Dem vorausgegangen war die sogenannte Novemberverfassung
der dänischen Regierung, die zum Ziel hatte Schleswig näher an Dänemark
zu binden. Aufgrund ihrer gemeinsamen starken Übermacht konnten die
beiden deutschen Großstaaten Dänemark in die Knie zwingen und die
gesamte Halbinsel Jütland erobern. Dänemark musste einlenken und am 30.
Oktober 1864 in den Wiener Frieden einwilligen, der die Rechte an
Schleswig, Holstein und Lauenburg an die Sieger übertrug. Obwohl der
Bundestag noch versuchte in Schleswig und Holstein einen neuen
souveränen deutschen Mittelstaat durchzusetzen kam es schließlich zur
Aufteilung zwischen Preußen und Österreich. Erstere bekamen Schleswig,
während Holstein fortan von Österreich verwaltet wurde - Ein Zustand
der nicht lange halten sollte.
1866 sahen die Preußen, allen voran Otto von Bismarck, die Chance
gekommen ihre Bundesreform durchzusetzen und Österreich loszuwerden.
Nachdem bereits am 9. Juni preußische Truppen Holstein besetzt
hatten stellte Bismarck seine Reformpläne vor, demnach Deutschland ein
Bundesstaat ohne Österreich werden sollte. Österreich beantragte nun
beim
Bundestag die Mobilisierung der Bundestruppen gegen Preußen und hatte
damit am 14. Juni Erfolg. Der als Deutscher Krieg in die Geschichte
eingegangene Konflikt hatte begonnen.
Während
sich Preußen mit Italien und einigen Kleinstaaten (Oldenburg, Hamburg,
Bremen etc.) verbündet hatte, stand der Deutsche Bund mit dem
Bundesheer, sowie die Armeen von Sachsen, Bayern und Hannover auf der
Seite der Österreicher. Dennoch sollte sich im Laufe des schließlich
sehr kurzen Krieges schon bald die Überlegenheit der Preußen zeigen,
die nicht zuletzt auf das neue Zündnadelgewehr zurückzuführen war.
Nachdem
die preußischen Verbände bereits kampflos im geräumten Königreich
Sachsen eingerückt waren, begann ab dem 23. Juni der Einmarsch im
österreichischen Böhmen. Von mehreren Seiten kommend konnten die
Preußen die ersten Aufeinandertreffen für sich entscheiden und die
Truppen der Österreicher und Sachsen zurückdrängen. Weiter westlich
mussten die Hannoveraner vor der Übermacht der Preußen kapitulieren,
deren Mainarmee nun in Franken einrückte.
Obwohl sich bereits
zu
diesem Zeitpunkt ein preußischer Sieg herauskristallisierte sollte die
eigentliche Entscheidung bei Königgrätz
in Böhmen fallen. Dort verschanzten sich etwa 190.000 Österreicher und
22.000 Sachsen um den Vormarsch der Preußen doch noch zu stoppen. Deren
Truppen standen unmittelbar vor der Vereinigung und waren zahlenmäßig
sogar leicht überlegen.
Am
frühen Morgen des 3. Juli 1866 begann der Anmarsch der Preußen. Anfangs
konnten die Österreicher ihre Stellungen noch gut halten und träumten
sogar von einem Sieg, ehe gegen Mittag die preußischen Verstärkungen
anrückten. Nach und Nach wurden die österreichischen Stellungen in die
Zange genommen und die Lage für die Verteidiger wurde schnell
aussichtslos. Schon bald begann die Flucht der Österreicher und Sachsen
über die Elbe und die Schlacht war verloren. Die Verluste auf Seiten
der Österreicher waren am Ende des Tages etwa viermal so hoch wie die
der Preußen, ein erfolgreicher Ausgang des Krieges nicht mehr denkbar.
Die
Aussichtslosigkeit und die auf Wien marschierenden preußischen Truppen
zwangen Österreich schließlich dazu die preußischen Friedensbedingungen
zu akzeptieren und die Auflösung des Deutschen Bundes anzuerkennen.
Während es Preußen in den Folgejahren gelang mit Hilfe der
kleindeutschen Lösung den ersten Deutschen Nationalstaat zu bilden
standen die Deutschösterreicher in ihrem Vielvölkerstaat fortan als
Minderheit
da und mussten einen neuen Weg finden um das Kaisertum Österreich
fortführen zu
können.
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