Im
Vergleich zu vielen westeuropäischen Staaten wie dem Deutschen Reich,
Frankreich oder Großbritannien war die Donaumonarchie Österreich-Ungarn
mit Sicht auf die Wirtschaft
noch rückständig. Dies galt umso deutlicher
für die ungarische Reichshälfte die noch sehr stark agrarisch geprägt
war.
Hemmnisse einer starken wirtschaftlichen Entwicklung waren z.B. das
veraltete Schutzzollsystem, das die Donaumonarchie stark von der
Weltwirtschaft abkoppelte. So gab es selbst zwischen den Teilstaaten
Österreich und Ungarn eine Binnenzollgrenze. Weitere wichtige Punkte
sind die verspätete Gewerbefreiheit, die im Kaisertum Österreich erst
1859 zum tragen kam, sowie die ebenfalls verspätete Abschaffung der
Leibeigenschaft und die Bauernbefreiung.
Industrie
Auch in Österreich-Ungarn gewann die Industrialisierung des 19.
Jahrhundert mehr und mehr die Oberhand. Die Menschen zogen in die
Städte und arbeiteten in Fabriken, der Feudalismus verschwand und der
Kapitalismus breitete sich aus. Angefangen in Wien, Böhmen und
Vorarlberg breitete sich die Industrialisierung schließlich bis in die
Karpaten und Zentralungarn aus. Dennoch gab es innerhalb der Monarchie
enorme Unterschiede bei der wirtschaftlichen Entwicklung, so war
generell der Osten des Landes deutlich rückständiger. Auch die
Gesamtmonarchie konnte trotz guter Wachstumsraten den Rückstand zu den
anderen europäischen Großmächten nie aufholen.
Anbei ein Liste mit wichtigen Industrieunternehmen der
Doppelmonarchie Österreich-Ungarn:
Firma
|
Branche(n) |
Hauptsitz |
Škoda
|
Maschinenbau |
Pilsen |
Ganz-Werke |
Maschinenbau |
Budapest |
Csepel-Werke |
Maschinenbau,
Automobil,
Waffen |
Budapest |
Orion Electronics |
Elektro |
Budapest |
Tungsram |
Elektro |
Budapest |
Austro-Daimler |
Automobil |
Wiener Neustadt |
Gräf & Stift |
Automobil |
Wien |
Laurin & Klement |
Automobil |
Mladá Boleslav |
Lohner-Werke |
Automobil,
Flugzeugbau |
Wien |
MÁG |
Automobil,
Flugzeugbau |
Budapest |
MARTA |
Automobil |
Arad |
Nesselsdorfer Wagenbau-
Fabriks-Gessellschaft |
Automobil |
Nesselsdorf |
Puch-Werke |
Automobil |
Graz |
Rába |
Güterwagen,
Nutzfahrzeuge |
Győr |
OeFFAG |
Flugzeugbau |
Wiener Neustadt |
Österreich-Ungarische
Flugzeugfabrik Aviatik |
Flugzeugbau |
Wien |
Phönix Flugzeugwerke |
Flugzeugbau |
Wien |
Thöne & Fiala |
Flugzeugbau |
Wien |
WKF |
Flugzeugbau,
Automobil |
Wien |
Ungarische Lloyd Flugzeug-
und Motorenfabrik AG |
Flugzeugbau |
Budapest |
UFAG |
Flugzeugbau |
Budapest |
Cantiere Navale Triestino |
Werft |
Triest |
S.T.T. |
Werft |
Triest |
|
|
Haupthandelspartner von Österreich-Ungarn war mit großem Abstand das
Deutsche Reich, in das fast die Hälfte aller Exporte ging. Weit
abgeschlagen hingegen war Russland, in das trotz der
nachbarschaftlichen Nähe gerade einmal 3 % (1910) aller Exportgüter
wanderten.
Rohstoffe
Die beiden Rohstoffe Eisen und Kohle spielten im 19. Jahrhundert eine
enorm wichtige Rolle und verträngten Holz, das bis dahin wichtigster
Energieträger war, zunehmens. Dennoch blieb auch die Forstwirtschaft
ein wichtiger Sektor innerhalb der Donaumonarchie, der genauso wie die
Agrarkultur auch weiterhin große Teile der Bevölkerung beschäftigte.
Weitere wichtige
Rohstoffe in Österreich-Ungarn waren Blei, Zink, Salz, Graphit und
Silber. Insgesamt erwirtschaftet der Bergbausektor 1889 knapp 80
Millionen Gulden.
Ende des 19. Jahrhunderts kam ein weiterer Rohstoff hinzu, dem schon
bald eine enorme Bedeutung zukam: Das Erdöl. In Galizien, ganz im Osten
der Donaumonarchie, gab es beträchtliche Reserven des "schwarzen
Goldes", was schon bald zu verstärkter Förderung führte. 1912, kurz vor
dem Ersten Weltkrieg, konnte Österreich-Ungarn, nach den USA und
Russland, zum drittgrößten Erdölförderer der Welt aufsteigen.
Allerdings war die erreichte Fördermenge (2,9 Millionen
Tonnen) im Vergleich zu späteren Maßstäben (z.B. Saudi-Arabien 2008 ca.
514 Millionen Tonnen) eher gering.
Infrastruktur
/ Verkehr
Das
19. Jahrhundert war zweifelsohne die große Zeit der Eisenbahn. So war
es nicht verwunderlich, dass auch im Kaisertum Österreich und später in
Österreich-Ungarn eine schnelle Expansion der neuen Technik stattfand.
Von 1854 bis 1879 wurde das Schienennetz fast vollständig privatisiert
und von 2.000 auf
fast 16.000 km erweitert. Nur dadurch war es möglich auch weiter
entfernte Gebiete zu erschließen und wirtschaftlich voranzutreiben.
Vorher war das Transportwesen von Flüßen abhängig und schnitt weite
Teile des Landes fast komplett vom Fortschritt ab.
Bis
zum Jahre 1900 fand wieder eine verstärkte Verstaatlichung der
Eisenbahn statt (in Österreich wurde 1896 das k.k. Eisenbahnministerium
gegründet) und das Netz wurde mit weiteren 25.000 Streckenkilometern
nochmals mehr als verdoppelt. Die Transportkosten innerhalb und
außerhalb der Monarchie sanken rapide ab, was wiederum zum
Wirtschaftswachstum beitrug.
In den späten Jahren der Donaumonarchie gewann auch das Automobil
zunehmend an Bedeutung, konnte aber für entfernte Transporte noch nicht
den Stellenwert der Eisenbahn erreichen. Trotzdem war es Anfangs des
20. Jahrhundert längst zu einem typischen Fortbewegungsmittel geworden,
welches das Bild der Innenstädte prägte. So wurde z.B. auch
der
Thronfolger Franz-Ferdinand
1914 in einem Automobil erschossen (siehe Julikrise).
Das Auto, ein Doppelphaeton von Gräf & Stift, ist heute im Heeresgeschichtlen Museum
in Wien zu sehen.
Da
Österreich-Ungarn an der Adria große Küstenabschnitte (Küstenland,
Fiume, Kroatien und Dalmatien) und mehrere Seehäfen besaß, war auch die
Schifffahrt für die Wirtschaft von großer Bedeutung. Große
Schifffahrtsgesellschaften waren beispielsweise die Austro-Americana
und die Österreichische Lloyd, die beide ihren Sitz in Triest hatten.
Der
große Aufschwung der Handels- aber auch der Kriegsmarine in der
Donaumonarchie hing auch fest mit dem Niedergang Venedigs zusammen, das
zuvor lange Zeit den Handel im östlichen Mittelmeer dominiert hatte.
Insgesamt konnte sich die österreichisch-ungarische Handelsmarine, mit
etwa 2.000 Dampfschiffen, immerhin zur zehntgrößten Handelsmarine
Europas entwickeln.
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